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Ehemalige

Die Maturitätskurse können zu einer anstrengenden und radikalen Veränderung des eigenen Lebens führen. Ehemalige berichten:

Von der kaufmännischen Angestellten zur Juristin

Von 1990 – 1993 besuchte ich das Staatliche Abendgymnasium Basel. Ich war beim Eintritt ins Abendgymnasium 26 Jahre alt und zu diesem Zeitpunkt seit sechs Jahren als kaufmännische Angestellte tätig. Mit dieser beruflichen Tätigkeit war ich sehr unzufrieden. Ich sah überhaupt keine Zukunft, und so suchte ich schon seit Abschluss der Handelsmittelschule nach einer besseren beruflichen Ausrichtung.

Auf den zweiten Bildungsweg kam ich dann über eine eigentliche Eingebung. Ich erinnere mich noch heute an Ort, Datum und Stunde, als mir schlagartig bewusst wurde, dass ich Rechtsanwältin werden will. Zuerst bin ich darüber sehr erschrocken – aber mir war gleichzeitig auch klar, dass dies nun mein Weg und mein Ziel war. Da ich keine Matura hatte, musste ich erst abklären, wie ich denn zu einem Studium kommen würde. In der Berufsberatung wurden mir verschiedene Möglichkeiten, eine Matura zu erwerben, aufgezeigt. Das Abendgymnasium schien mir gleich das Passende für mich. Insbesondere die Möglichkeit, zwischen sprachlich-historischer und mathematisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung auswählen zu können, machte diese Schule für mich noch interessanter (ich habe mich – meinen Fähigkeiten entsprechend – für die sprachlich-historische Matura entschieden). Der Berufsberater sagte denn auch zu mir: „Sie sind kein Finöggeli, Sie schaffen das!“. Das hat mich gefreut und mich in meinem ohnehin bereits festgestandenen Entschluss bestärkt.

Ich konnte dann auf Gesuch hin in den bereits laufenden Kurs, d.h. in das zweite Semester, eintreten. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, wo ich Anfang
Juli 1990 den Umschlag öffnete, in dem die Nachricht des Gymnasiums war, ob ich nun in den laufenden Kurs eintreten könne oder nicht. Ich konnte! In diesem Moment ist mein Lebenszug auf die richtige Schiene gekommen.

Am Montag, 13. August 1990, war mein „Erster Schultag“. Ich denke noch heute jedes Jahr daran. Mit dem Eintritt ins Abendgymnasium ging für mich die Sonne auf. Ich hatte zwar viel mehr zu tun als vorher, tagsüber arbeiten und abends Schule, aber es passte. Ich habe denn auch manchmal gesagt, dass ich zwar etwas Schöneres, aber nichts Besseres zu tun wüsste, als abends zur Schule zu gehen. Ich war mir immer bewusst, dass vor mir ein langer Weg liegt, aber ich war mir auch immer bewusst, dass ich gar keine andere Wahl hatte, als diesen zu Weg zu gehen. Und ich fühlte mich wohl an dieser Schule.

Nach der Matura studierte ich dann in Basel Rechtswissenschaften, absolvierte anschliessend verschiedene Rechtspraktika und erwarb das Anwaltspatent. Nach einigen Jahren in der freien Advokatur kam ich – durch einen anderweitig begründeten Wohnortwechsel – ganz überraschend zu einem neuen Tätigkeitsfeld. Heute bin ich Gerichtspräsidentin und erst noch an dem Bezirksgericht, an dem ich vor vielen Jahren mein Gerichtspraktikum machte. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet!

Heute bin ich – nicht zuletzt dank dem beruflichen Werdegang, der im Abendgymnasium Basel seinen Anfang fand – mit meinem Leben sehr zufrieden. Der ganze Aufwand hat sich gelohnt. Und das Abendgymnasium ist mir heute noch in besonders lieber Erinnerung!

F.R.


Vom Handball zur Philosophie

Mit 16 spielte ich sehr gerne Handball, da aber als Handballprofi die Chancen für einen gesicherten Lohn in der Schweiz schlecht stehen, gehorchte ich der Vernunft und besuchte den Vorkurs Metall an der Gewerbeschule in Basel. Eineinhalb Jahre später begann ich eine 4-jährige Lehre als Maschinenmechaniker bei der Lehrwerkstätte in Basel. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in der Maschinenindustrie spielte ich nach dem Militärdienst in Zürich als „Halbprofi“ Handball in der Nationalliga A . Nebenbei jobbte ich und machte eine Ausbildung als Finanzberater. Zurück in Basel entschied ich mich für eine Ausbildung bei der Kantonspolizei Basel-Stadt. Mein erklärtes Ziel war die Sondereinheit Basilisk, dieses Ziel erreichte ich dann 3 Jahre später. Den sehr interessanten und abwechslungsreichen Beruf als Personenschützer und „Mann für gefährliche Situationen“ musste ich ein paar Jahre später aufgrund eines Sportunfalls (Handball) aufgeben. In der Folge arbeitete ich im Innendienst als Organisator und Projektmanager im Stab der Sicherheitsabteilung.

In dieser Zeit reifte mein Traum eines Philosophiestudiums. Da ich für dieses Vorhaben die Matur brauchte, informierte ich mich und stiess im Internet auf das Angebot der MfB Basel. Für mich war es ein Glücksfall, denn die anderen gebotenen Möglichkeiten kamen aufgrund meiner beruflichen Belastung und aus finanziellen Überlegungen nicht in Frage. Ich belegte den Kurs A, da man als angehender Philosoph Latein beherrschen sollte. Parallel zur Abendmatur arbeitete ich als Co-Projektleiter an einem grossen Informatikprojekt. Während der Matur betrug mein Beschäftigungsgrad zwischen 80 und 100% , ich hatte aber den grossen Vorteil, dass ich die Zeit zum Lernen selber einteilen konnte.

Nach dem erfolgreichen Abschluss an der MfB begann ich sofort mein Philosophie- und Soziologiestudium. Vor der EURO 08 unterbrach ich das Studium für ein Jahr, weil ich mit der Konzeption und Planung des Teilbereich Logistik beschäftigt war und mithelfen durfte, den drittgrössten Sportanlass der Welt zu organisieren. Die EURO 08 war neben der Matur eine der grösseren Herausforderungen. Im Moment studiere ich wieder und erteile nebenbei an der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch (LU) Ethikunterricht und bin am Überarbeiten der Schulungsunterlagen. Parallel dazu stehen viele kleinere Projekte an, in welchen mein soziologisches Wissen gefragt ist.

Die grösste Hürde bei der Anmeldung zur MfB war für mich die Frage, ob ich die Matur schaffen würde; ich war früher in der Schule alles andere als eine „Kanone“, da ich mich mehr für Sport und Handwerk interessierte als für Schrift und Wissen. Dank der MfB konnte ich mir den Wunsch, Philosophie zu studieren, erfüllen. Zurückblickend war es eine sehr gute Erfahrung, aber auch anstrengende Zeit. Jeder sollte sich bewusst sein, dass es viel Energie braucht und die eine oder andere Krise überwunden werden muss - aber am Ziel angekommen realisiert man, dass sich diese Anstrengungen auf jeden Fall gelohnt haben.

T.B.

 

Von der Textillaborantin zur Chefarchivarin

Mit 15 Jahren hatte ich meinen Lehrvertrag unterschrieben, 19jährig die Ausbildung als Textillaborantin abgeschlossen. Schon damals liess mich das Gefühl nicht los, dass es da noch mehr persönliche Entfaltungsmöglichkeit geben müsse. Mein Lebenspartner interessierte sich für die MfB und liess es schliesslich bleiben. Ich fand, eigentlich wäre das doch genau das richtige für mich. Respekt hatte ich schon davor, jeden Abend in der Schule zu sitzen und ich war nicht sicher, ob ich die 3 ½ Jahre durchhalten würde. Unklar war mir auch, was ich schliesslich studieren würde und wie ich das finanziell realisieren würde, zweifellos würde es aber ein Studium im Phil. I-Bereich sein.
Die 3 ½ Jahre vergingen im Nu und erst noch relativ mühelos. Nach Jahren der Arbeitstätigkeit hatte ich das Gefühl, es würde mir etwas geboten, ich war wissbegierig. Mein Lebenspartner arbeitete im Gastgewerbe – das hiess abends – so fiel es mir leicht jeden Abend die Schulbank zu drücken. Aber der Freundes- und Bekanntenkreis litt nach einiger Zeit und es half, in der Klasse die eine oder andere Bekanntschaft zu schliessen. Obwohl wir ein sehr bunt zusammen gewürfelter Haufen waren, in dem sehr unterschiedliche Auffassungen aufeinander trafen.
Nach Abschluss der MfB 1993 studierte ich Geschichte und Informatik an der Universität Basel. Ich war schon lange politisch interessiert und der Geschichtslehrer hatte es verstanden zu vermitteln, wie stark Geschichte und Politik liiert sind. Weil das Studium eine Zweitaubildung war, erhielt ich ein Stipendium. Das Studium habe ich sehr genossen und nach der MfB als Zeit mit Freiräumen geschätzt. Im Vergleich zu meinen StudienkollegInnen fiel mir auf, wie gut ausgeprägt meine Arbeitsorganisation aufgrund meiner Erstausbildung und der Abendmaturität war. Ich nutzte während des Studiums jede Gelegenheit die sich bot, um in verschiedenen Archiven zu arbeiten. So bekam ich denn auch bald nach Abschluss des Studiums eine Stelle im Staatsarchiv Basel-Stadt. Nach einigen Jahren absolvierte ich eine berufsbegleitende universitäre Weiterbildung in Archiv- und Informationswissenschaften. Nun leite ich die Abteilung, die mit der Übernahme von Unterlagen ins Archiv und der Beratung von Dienststellen in Geschäftsverwaltung befasst ist.

I.A.